Ich wurde über eingeladen, den neuen Mähroboter RoboUp Raccoon 2 SE zu testen, und möchte hier meine Erfahrungen teilen. Vorab ein wichtiger Hinweis: Das Gerät wurde mir kostenfrei zur Verfügung gestellt, aber ich weiß derzeit nicht, ob ich es behalten kann oder will. Zudem handelt es sich noch nicht um die finale Software, die vermutlich zum Jahreswechsel 2025/2026 erscheinen soll. Dieser Testbericht basiert also auf einer Software Beta-Version des Geräts.
Erste Eindrücke: Preis und Design
Der RoboUp Raccoon 2 SE zielt auf den Low-Budget-Markt ab, mit einem erwarteten Preis zwischen 250 € und 350 €. Für diesen Preis macht der Roboter einen erstaunlich wertig verarbeiteten Eindruck. Das Design ist modern, und die Inbetriebnahme ist unkompliziert. Der Roboter kann seinen Arbeitsbereich selbstständig erkunden und eine Karte des Gartens erstellen, was zunächst vielversprechend klingt.
Stärken: Ideal für kleine, klar abgegrenzte Gärten
In „klinisch reinen“ Gärten mit klaren Abgrenzungen – etwa durch Barrikaden oder scharfe Kanten zwischen Rasen und anderen Bereichen – liefert der Raccoon 2 SE solide Ergebnisse. Für kleine Stadtgärten mit klar definierten Rasenflächen ist er schnell einsatzbereit und mäht zuverlässig. Die einfache Bedienung und das ansprechende Design sind hier klare Pluspunkte.
Schwächen: Grenzen der Navigation und Sicherheit
Leider stößt der Roboter in komplexeren Gärten schnell an seine Grenzen. Meine größten Kritikpunkte betreffen die Navigation und die Hinderniserkennung:
1. Mangelnde Abgrenzungserkennung
Der Raccoon 2 SE erkennt keine virtuellen Grenzen und ignoriert die erstellte Karte weitgehend, die scheinbar lediglich für die Mähzeitberechnung dient. In Gärten mit fließenden Übergängen, wie etwa von Rasen zu Blumenbeeten oder zu Nachbargrundstücken ohne Zäune, verliert der Roboter die Orientierung. Offene Gartentore oder Maschendrahtzäune sind für ihn kein Hindernis – er mäht einfach weiter, auch auf Flächen, die nicht gemäht werden sollten. In meinem Test fuhr er mehrfach auf benachbarte Wiesen oder verfing sich in einem Maschendrahtzaun, da die Kamera den Draht nicht richtig erkennt.
2. Unzuverlässige Hinderniserkennung
Der Front-Bumper des Roboters funktioniert nur, wenn er mittig auf ein Hindernis trifft. Bei seitlichen Kollisionen reagiert er nicht und überfährt Äste, niedrige Pflanzen oder andere Hindernisse. Besonders besorgniserregend ist, dass der Roboter beim Rückwärtsfahren – etwa in einem Blumenbeet, wenn die Kamera blockiert ist – mit laufendem Messer über mehrere Meter rückwärts fährt. Ohne Sensorik am Heck besteht die Gefahr, dass Tiere oder Gegenstände beschädigt werden.
3. Ineffiziente Mähstrategie
Auf Flächen über 80 m² wechselt der Roboter von systematischem zu zufälligem Mähen, was extrem ineffizient ist. Ein Vergleich: Mein anderer Mähroboter benötigt für ein Teilgrundstück 1,5 Stunden, während der Raccoon 2 SE hierfür 8 Stunden prognostiziert. Auch die Rückkehr zur Ladestation ist problematisch: Der Roboter folgt dem Rasenrand gegen den Uhrzeigersinn, bis er den QR-Code der Station findet. Das führt oft dazu, dass er in Blumenbeete oder auf Nachbargrundstücke abdriftet.
4. Fehlende Tiefenerkennung
In meinem Garten grenzt der Rasen z.B. direkt an 0,5 m hohe Abhänge. Der Roboter hat keine Tiefenerkennung und würde hier abstürzen. Auch beim Wenden ist er unvorsichtig: Da er die Länge seines Hecks nicht „kennt“, bricht er regelmäßig kleine Äste von Sträuchern ab oder beschädigt sich selbst an Steinwänden.
Fazit: Für wen ist der RoboUp Raccoon 2 SE geeignet?
Der RoboUp Raccoon 2 SE hat Potenzial für kleine, klar abgegrenzte typische Stadtgärten mit minimalen Hindernissen. Für komplexere Gärten mit fließenden Übergängen, Blumenbeeten oder uneingezäunten Grundstücken ist er jedoch ungeeignet. Die Navigation und Hinderniserkennung sind in der aktuellen Beta-Version nicht ausgereift, und die fehlende Tiefenerkennung sowie die unsichere Rückwärtsfahrt bergen Risiken.
Mein Rat: Informiert euch vor dem Kauf genau über die aktuellen Funktionen des Geräts. Setzt nicht darauf, dass zukünftige Software-Updates alle Probleme lösen, da die Entwicklung oft auf neue Modelle verlagert wird und ältere Geräte nur eingeschränkt gepflegt werden.
Hinweis: Dieser Test basiert auf einer Beta-Version des Geräts. Die finale Software könnte einige der genannten Probleme beheben, aber derzeit würde ich den Raccoon 2 SE nur bedingt empfehlen – speziell weil die Limits vom Hersteller nicht kommuniziert werden.