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Tesla Model Y Performance – ein kleiner Erfahrungsbericht

Um uns die Wartezeit auf unser Model 3 etwas zu versüßen haben wir uns für 2 Tage ein Tesla Model Y ausgeliehen und sind damit eine längere Strecke gefahren um herauszufinden wie langstreckentauglich das Fahrzeug und die Supercharger Infrastruktur ist. Wir planen mit dem neuen Fahrzeug im Winter nach Norwegen und Schweden zu fahren und wollten einen kleinen Vorgeschmack auf das was uns erwartet.

Ich kann mich die ersten Kilometer nach dem Abholen noch nicht so richtig an die Größe des Fahrzeuges gewöhnen. Es fühlt sich überdimensioniert an und ich habe etwas Sorge, dass sich die große Stirnfläche negativ auf den Verbrauch auswirkt und fahre deshalb anfangs recht gemächlich mit dem Fahrzeug. Ich teste aber auch immer wieder mit viel Freude die Beschleunigung von dem Fahrzeug aus und es geht schon gut voran aber das Mehrgewicht gegenüber dem Model 3 Performance ist schon spürbar. Das ist absolut jammern auf hohem Niveau, denn so etwas erlebt man nicht sehr oft und vor allem nicht in einem Straßenfahrzeug. Wer die Mitfahrer nicht vorwarnt bevor er das Fahrpedal durchdrückt bekommt garantiert Ärger.

Ja, das Performance Modell schiebt ordentlich an und es ist am Anfang wirklich beeindruckend und wenn Leute einsteigen führt man das auch gerne vor aber im Fahralltag (sofern man das nach nur 900km sagen kann) ist das kein Feature, das ich vermissen werde in meinem Model 3. Man muss dazu sagen, dass man sich bei den Tesla Performance Modellen auch Räder einkauft, die weniger komfortabel abfedern. Mir ist der Komfort hier doch etwas wichtiger als die Performance.

Wir fahren in strömendem Regen auf der Autobahn und ich frage mich, wie das „vision only“ Fahrzeug es schafft trotzdem perfekt die Spur und den Abstand zu halten? Ich selbst habe Probleme mit der Sicht aber den Wagen scheint das nicht zu stören. Aber auch bei guter Sicht habe ich selbst etwas Probleme den Wagen schön mittig in der Spur zu halten. Der Autopilot kann das sehr viel besser, weshalb ich ihn in 90% der Zeit auch alleine fahren lasse. Ein Bekannter meinte, dass die Spur der Fahrzeuge gerne nicht so gut eingestellt ist. Evtl. liegt es daran oder aber auch daran, dass das Fahrzeug sehr hoch ist?

Mir fällt schnell auf, dass der Wagen bei Nacht arge Probleme hat Gegenverkehr rechtzeitig zu erkennen und das Licht abzublenden. Die „vision only“ Modelle ohne Radar brauchen natürlich Licht auf der Straße und die holen sie sich durch das Fernlicht um mehr erkennen zu können. Weil hier die Software aber noch nicht so sonderlich gut funktioniert blendet man sehr viel Gegenverkehr, weshalb ich dazu übergegangen bin in einem Zug den Autopiloten zu aktivieren und den Fernlichtassistenten am anderen Hebel zu deaktivieren. Es ist einfach zu viel los im Gegenverkehr.

Wir machen gut Strecke und ich fahre den Wagen wie einen Verbrenner und nehme keine Rücksicht auf den Verbrauch, warum auch? Der Wagen scheint sich wohl zu fühlen und er gibt mir in der Reicheweitenprognose immernoch mehr und mehr Restakku hinzu je mehr ich fahre.

Der erste Stopp am Supercharger steht an. Wir werden von der Autobahn abgeleitet, in ein kleines Dorf wo hinter einem Hotel im Nirgendwo auf einmal ganz viele Supercharger Stalls auftauchen. Es ist 1 Uhr nachts und wir stecken den Wagen an. Ich klappe die Rückbank um und lege mich probehalber mal in den Kofferraum um zu testen, ob man hier auch schlafen könnte? Ja, das würde prima klappen. Eine Decke und ein Kissen und ich wäre glücklich.

Arg viel Zeit bleibt mir nicht mich auszuruhen, denn nach 20min geht es schon wieder mit 80% Akku weiter. Das war aber genau die Pause, die ich gebraucht habe.

Wir laden kurz vor dem Ziel noch einmal kurz zwischen aber nicht, weil es notwendig ist sondern weil der Zeitpunkt prima ist. Der Akku ist warm und lässt sich damit besser laden als am nächsten Morgen, wenn er wieder kalt ist. Es ist 2 Uhr nachts und ich komme ziemlich entspannt an. Ich brauche für die gleiche Strecke anstatt 5h sonst nur 4,5h. Der Verkehr lief gut aber die Ladevorgänge haben natürlich Zeit gekostet. Ich komme aber viel entspannter an als sonst. Ist ja klar: Ich bin kaum selbst gefahren sondern habe den Wagen einfach machen lassen.

Der Autopilot funktioniert gut, braucht aber gerade an Baustellen manuelle Eingriffe und die Geschwindigkeitserkennung ist auch noch nicht so weit, dass man dem Wagen einfach vertrauen kann keine Strafzettel zu bekommen. Er bremst auch nicht proaktiv ab, dass man am Verkehrsschild die passende Geschwindigkeit hat sondern fängt am Verkehrsschild an zu bremsen. Hier gibt es nur 3/5 Sterne. Hoffentlich wird das bald besser.

Weil wir am nächsten Tag für eine Stunde in ein Museum fahren lassen wir den Wagen einfach währenddessen laden. Hier erfahre ich wie kritisch der NMC Akku von dem Performance Modell auf einen kalten Akku reagiert. Wir sind nur 10km zum Supercharger unterwegs und auch die Akkukonditionierung scheint nicht genug Zeit gehabt zu haben um den Akku ordentlich auf Temperatur zu bekommen. Ich sehe auch ein paar Minuten nach dem Einstecken nur 34kW Ladeleistung am Supercharger. Das ist zu wenig um den Wagen in der Zeit voll zu bekommen aber ich nehme die Zwischenladeung natürlich gerne mit. Als wir zurück kommen fehlen noch 30% bis der Wagen voll wäre. Lesson Leared: Akku kalt = Ladeleistung mieß. Ich hoffe, dass mein künftiger LFP Akku da etwas unkritischer ist.

Die Rückfahrt ist ähnlich unanstrengend. Es ist Sonntag und der Verkehr ist dichter. Ich stelle den Autopiloten auf genügend Abstand zum Vordermann und lasse den Wagen einfach laufen. Das Navi schlägt mir während der Fahrt vor den Akku schon mit 50% an den Supercharger zu hängen. Ich entscheide mich gegen den Supercharger weil die Ladeleistung bei fast vollem Akku nicht so toll ist und lade lieber mit 10% am nächsten Charger und erhalte hier 170kW von Anfang an. Somit reicht kurzes Anstehen in der Schlange beim Fastfoodrestaurant und gemütliches Essen schon wieder aus, dass der Wagen mit 85% voll ist und es geht weiter.

Die Ladeerfahrung generell macht mich ziemlich glücklich, weil ich merke, wie unproblematisch die Technik hier funktioniert und wie gut sich die Pausen einfach in den Fahralltag integrieren. Ich habe kein Gefühl von Zwangspausen sondern nehme die Pausen willkommen an, weil sie mich entspannen. Ich muss sowieso mal auf Toilette oder will eine Kleinigkeit essen. Ich erinnere mich an viele 1000km Fahrten, wo ich nur Pinkelpausen gemacht habe aber am Ende des Tages einfach unglaublich fertig war. Diese Strecken wären nun zwar etwas länger aber deutlich entspannter.

Ich habe keine der Pausen geplant oder mir vorher angeschaut wo ich laden kann und das braucht es auch nicht. Das Supercharger Netzwerk ist so dicht und es gibt an den Plätzen einfach immer genug Säulen. Ich hatte wenigstens einmal mit Ladestau gerechnet, wo ich kurz warten muss bis ich dran komme aber wenn ich an 40 Stalls nur 2 andere Fahrzeuge sehe kann ich erahnen wie unproblematisch das abläuft (zumindest aktuell).

Ist das Fahrzeug Bequem? Ja.

Ist das Fahrzeug leise auch bei hohen Geschwindigkeiten? Ja.

Hat der Roadtrip Spaß gemacht? Ja, WOW, ungemein!

Fühle ich mich mit dem Wagen wohl? Jein. Das Model Y ist mir viel zu groß. Ich habe keinen Anwendungsfall für diese enorme Größe und finde sie auch unsinnig. Ich mag mir das beim noch größeren Model X gar nicht ausmalen, wie wuchtig das Ding sein muss. Ich freue mich jedenfalls auf unser „kleines“ Model 3 und einen besseren Verbrauchsschnitt, wobei 21kW/100km auf der Autobahn erstaunlich wenig sind für 534PS und über 2 Tonnen Gewicht und diese große Stirnfläche. Bei den aktuellen Strompreisen im Supercharger Netzwerk sind das fast 15€/100km.

Für mich ist diese Art der Elektromobilität ist ein absoluter No-Brainer. Ziel eingeben, losfahren, kurz laden und weiterfahren.

Ich bin in Zukunft gespannt auf die Erfahrung an anderen Ladesäulen. Hier schwant mir böses. Ladenetzbetreiber wo ich mich nur unter der Woche zu Bürozeiten an speziellen Standorten registrieren kann (SWU Ulm) oder defekte Säulen ohne Supporthotline oder zugeparkte Ladeplätze…

Gleichzeitig werde ich zu 90% daheim über die PV Anlage laden und Schnelllader nur auf Reisen besuchen.

Eins ist für mich klar: Für mich gibt es keinen Grund zurück zum Verbrenner. Es hat sich wie eine Zeitreise angefühlt wieder zurück in meinen Verbrenner zu steigen und den Tesla im Rückspiegel zurücklassen zu müssen.

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