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Alte Fotos digitalisieren

Im Zuge der Vorbereitungen zum Umzug in ein kleineres Haus gehe ich nach und nach die Dinge durch, die ich mitnehmen möchte und dabei bin ich auf alte Fotobücher gestoßen, die ziemlich viel Platz wegnehmen. Bilder sind etwas spezielles und wenn man Leute fragt was sie aus einem brennenden Haus mitnehmen würden, dann hört man verdächtig häufig „Fotobücher“.

Ich persönlich sehe das nicht so wild, aber wer weiß, wie ich das in Zukunft sehen werde. Deshalb will ich die Strategie fahren: 100% der Bilder werden digitalisiert und weg kommen alle Bilder, die von der Qualität her schlecht sind, nichts-sagend sind oder inhaltlich doppelt sind.

Meine Bilder decken die Zeit von 1991 bis kurz nach 2005 ab und in den späteren Jahren tauchen auch die ersten Digitalfotos auf. Beim Durchsehen fällt auf, dass in der Analogzeit keine Bilder aussortiert wurden und so ziemlich alles in die Fotoalben einsortiert wurde. Die Filme waren schließlich teuer und die letzten Bilder auf dem Film wurden auch gerne einfach „verknipst“ und sind dennoch ins Fotoalbum einsortiert worden.

Die Digitalzeit glänzt mit ganz eigenen Schwierigkeiten. Hier ist wirklich alles fotografiert worden. Die neue Freiheit, dass Bilder schießen nichts mehr kostet in Verbindung mit Discounterpreisen bei der Entwicklung und der Mangel an PC-Skills vorher die Bilder auszusortieren führte zu einer enormen Menge an Bildern. Wo zu Analogzeiten pro Urlaubswoche vielleicht ein Film mit 36 Bildern voll wurde ist es nun fast ein komplettes Fotoalbum pro Urlaub geworden. Zeit hier großzügig auszusortieren.

Analog vs. Digital

Wenn man sich die Analogen Bilder im Vergleich zu den Digitalen ansieht wundert es doch stark, dass sich die Ditigalfotografie überhaupt durchgesetzt hat. Der Dynamikumfang der ersten Digitalkameras ist richtig mieß gewesen. Keine Details im Schwarz, das Weiß ist ausgebrannt und die Farben sind sowas von übersättigt gewesen. Das einzige was sich zum positiven entwickelt hat ist die Bildschärfe. Dennoch hatte ich deutlich mehr Spaß daran mir die analogen Bilder anzusehen.

Zum Teil lagerten die Bilder jetzt fast 30 Jahre lang in nicht ganz so guten Umständen in einer Art Bildregister und sind dadurch krumm geworden.

Wie digitalisiert man die Bilder denn am besten?

Vor einiger Zeit hatte ich mit einem Scanner experimentiert, war aber mit der Farbabbildung überhaupt nicht zufrieden. Das mag auch am Scanner gelegen haben aber jetzt wollte ich es einmal mit abfotografieren ausprobieren. Nur wie geht man mit welligen Bildern um?

Mir kam die Idee die Fotos mit ihrer Bildfläche gegen eine Glasscheibe zu drücken und durch das Glas hindurch zu fotografieren. Ich habe aus einem Bilderrahmen das Deckglas herausgenommen und die Kamera auf einem Stativ über der Glasscheibe positioniert.

Verwendet habe ich meine Canon EOS R sowie ein Canon 100mm 2.8 Makro Objektiv.

Es hat etwas gedauert, bis ich eine Reflektionensfreie Position gefunden habe, dass sich nichts im Glas spiegelt. Dann habe ich dafür gesorgt, dass kein Mischlicht im Raum auftreten konnte um mir den Weißabgleich von ganzen Fotoreihen nicht zu versauen. Bildstabilisator aus, die Kamera auf 2 Sekunden Auslöseverzögerung gestellt und Bild für Bild hinter die Glasscheibe gehalten und jedes Bild ca. 0,5sec belichtet.

Eine sehr meditative Aufgabe.

Am PC lässt sich vieles automatisieren. Die Bildrotation einfach auf alle Bilder gleichzeitig anwenden. Der Weißabgleich für jede Szene einmal manuell setzen und auf alle anderen Bilder übertragen.

Jedes Objektiv bringt leichte Bildartefakte mit ins Spiel. Vignette, Geometrische Verzeichnung und Chromatische Abberation. In Abobe Lightroom lässt sich all das mit einem einzigen Haken entfernen und auch wieder auf die komplette Bilderserie übertragen.

Meine Kamera war nicht im 90grad Winkel auf die Glasplatte gerichtet um keine Eigenreflektion zu verursachen. Deshalb hatte jedes Bild ein leichtes Trapez aber auch hier hilft Adobe Lightroom gut weiter in dem man eine automatische Trapezkorrektur durchführen lassen kann. Diese funktioniert zwar nur in 80% aller Fälle aber alleine das erleichtert einem die Arbeit enorm. Beim Rest muss man manuell mit händisch gezeichneten 4 Linien eine Korrektur vornehmen.

Im letzten Schritt wird das Bild zugeschnitten. Ein paar Millimeter Rand vom Foto gehen dabei leider verloren.

Alle Bilder sind nun digitalisiert und das Bildergebnis war astrein. Die Farben sind nach dem Weißabgleich ziemlich originalgetreu, selbst auf dem farbechten Bildschirm kann man das original problemlos neben den Bildschirm halten und es passt einfach. Keine weiteren Korrekturen notwendig.

Ich bewahre die RAW Bilder, den Adobe Lightroom Katalog und einen .jpg Export aller Bilder auf. So kann ich in Zukunft alle Korrekturen noch einmal machen. Evtl. gibt es in der Zukunft Software, die all das was ich manuell machen musste selbst viel besser kann und dabei auch noch kleinere Artefakte wie Kratzer auf dem Bild, Staub oder Flecken auf den Bildern herausrechnen kann.

Ein Großteil der Bilder aus den Alben durfte nun gehen und geblieben sind alle Bilder, die mit etwas bedeuten oder wo ich mir vorstellen könnte, dass sie mir in der Zukunft oder anderen Familienmitgliedern einmal wertvoll werden könnten.

Aus einem großen 80 x 60 x 30 Karton wurde ein 1/4 großer Schuhkarton.

Das Projekt hat mir zumindest wieder Lust gegeben ab und zu einmal über die jetzt verbliebenen Bilder drüber zu schauen ohne daraus gleich eine abendfüllende Veranstaltung zu machen.

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